Bei Poppe auf dem Berg
Tante Lieschen und Onkel Heini.
Das Haus vor dem sie stehen ist schon mindestens 20 Jahre verschwunden. Es war ein typisches Bahnwärterhaus, mit reichlich Garten und einem Stall, in dem man sich noch ein bis zwei Schweine und ein paar Hühner halten konnte.
Zur Arbeit ging's durch den Garten. Der wurde von meinen Verwandten sehr gepflegt und manchmal wenn die Züge langsam fuhren auch von deren Fahrgästen bewundert.
Auch dieses Stellwerg ist schon seit 30 Jahren weg.
Als Kind war ich gerne dort. Häufig an Sonntagen. Sie hatten auch schon früh einen Fernseher und dann konnte ich mir Sonntags die Kinderstunde ansehen. Besonders schön waren immer die Folgen der Augsburger Puppenkiste. Aber auch, da wir das DDR-Fernsehen empfangen konnten, die Sendungen mit Meister Nadelöhr und Professor Flimmrich.
Mit meinem Onkel und Tante war ich häufig mit im Wald. Ich lernte Pilze kennen und zur Bickbeerzeit (Heidelbeeren) haben wir unser Einkommen verbessert. Waldheidelbeeren sind etwas anderes als die dicken Dinger aus den Plantagen. Ich habe nie kapiert wie die Erwachsenen 20 Pfund am Tag pflückten konnten. Ich schaffte nur 2 - 3 Pfund am Tag. Das brachte aber vor 40 Jahren 1.-DM pro Pfund. Das war viel Geld. Wirklich reich geworden sind aber nur die Händler die an den Zufahrten zum Wald die Ware aufkauften und in Hannover auf Märkten vertickerten.
Ein weiterer Verdienst waren Beerdigungskränze. Immer wenn im Dorf einer starb holte mein Onkel Tannengrün aus dem Wald. Die ganze Trauergemeinde im Dorf bestellte dann Kränze bei meiner Tante. Meine Cousine brachte Kunstblumen und je nach Saison auch frische mit. Meine Mutter rückte zur Verstärkung mit an und es wurden Kränze gebunden und mit Blumenschmuck verziert. Die Kränze wurden nicht in die Leichenhalle geliefert, die Trauergäste brachten sie selber hin. Mein Job war das ausliefern. Zwei Kränze gingen an meinen Fahrradlenker und einer auf den Gepäckhalter, so ging´s ab ins Dorf zu den Kunden. Am besten waren die Kränze für 4,50 DM. Man gab mir immer 5.- DM und den Rest durfte ich behalten. Ein schöner Nebenverdienst. Mein Vater hatte eine perfekte Handschrift, und konnte sogar Kallegrafie. So erstellte er die Schleifen mit Nachruf und anderen Texten. So hatten wir alle etwas mehr Taschengeld. Also ich freute mich immer (klammheimlich) wenn im Dorf einer gestorben ist.